Literatur im Livestream

Welche der Teilnehmer dieses fetten Livestreams auf LSD waren, ist fürs geübte Auge unschwer zu erkennen. Wer angesicht des kurzen Schnipsels hier, länger braucht es herauszufinden, kann den gesamten Stream bei You Tube sehen.

Nachdem wir uns seit den ersten Anzeichen der Seuche mit dem Thema Livestream herumgeschlagen haben und regelmäßig an der Technik und uns selbst gescheitert sind, haben wir diesmal derbe zugeschlagen.

Generell denke ich, dass das der “Livestream” fürs künstlerische Lumpenproletariat eine gute gute Möglichkeit ist, sein Ding zu machen. Kohle verdient man nicht, jedenfalls sind wir zu doof dazu, aber man pisst Yggdrasil, der Weltesche der Aufmerksamkeitsökonomie, an die Borke. Und hofft darauf, dass man den Zahltag noch erlebt. Und im übrigen bin ich der Meinung, dass der Künstler ein Agent des Neoliberalismus ist.

Das Wichtigste: Der Sound

Das wichtigste am Livestream ist der Sound. Das sollten interessierte Streamer bedenken. Verpixelte und verrauschte Bilder sind cool. Aber schlechter Sound, bleibt schlechter Sound – immer! Wir haben alles ausprobiert und ich empfehle einen USB-Mixer mit der Streamingsoftware OBS zu benutzen. Plug and play. Und für die einfache Benutzung reicht es ein Tutorial anzusehen.

Unterhalb Windows 10 braucht man auch nicht anfangen. Das gibt nur Wutausbrüche. Die Kamerafrage haben wir mangels Capture Cards und Videomischpult über das Zusammenstöpseln von billigen Web- und Actioncams in einem USB-Hub gelöst. Mein Sohn wartet bis heute darauf, dass ich ihm seine Unterwasserkamera zurückgebe. das ist die Frontkamera mit dem Mega-Fisheye-Effekt und eine Verzögerung, die es einem erlaubt in die eigenene Vergangenheit zurückzuschauen. Ich kauf mir jetzt noch einen kleinen Videomischer von Blackmagic, dann kann man noch die ganzen Knipsen dranhängen, die man finden kann, dann denke ich läuft die Sache. Mehr als 8 Kameraeinstellungen brauch ich nicht.

Livetreaming für Literaten

Die Möglichkeiten von Livestreaming generell und für Literaten im besonderen liegen im Moment (da Liveauftritte rar sind) auf der Hand. Aber auch unter “normalen” Bedingungen lassen sich in Zukunft potentiell Live-Auftritte zusätzlich streamen und gleichzeitig aufzeichnen. Ein mehr an technischem Aufwand ist offensichtlich, aber selbst für den interessierten Laien machbar. You Tube wimmelt von Tutorials.

Streaming Plattformen

Gibt es eine Menge. Interessant für mich waren You Tube (zumal wenn schon einen Kanal hat) Facebook (eher nicht) und Twitch (weils da ist). Interessant für Leute die große Reichweite auf Teufel komm raus anstreben, ist die Plattform Restream. Restream verteilt deinen Livestream auf verschiedene Plattformen (bis nach China, wenn du willst und Konto hast). Gegen Entgeld auch auf Facebook. Instagram ist, soweit ich sehe, eine eigene Welt und für OBS nicht erreichbar.

Das Entwickeln von eigenen Livestreamformaten, wie wir das mit “Loop, Lyrik, Prosa – Tanzbare Texte” versuchen, hat natürlich einen besonderen Reiz. Als Experimentierfeld für die Live-Bühne und aus eigenem Recht. Was wir hier, sicher nicht zum ersten Mal, versuchen ist, Musik, Text, Visuelle und Bildende Kunst auf engstem Raum zu versammeln und sie geradzu körperlich aufeinander loszulassen. Es soll klaustrophobisch zugehen, die Künste und Künstler müssen geradezu physisch aufeinander übergreifen. Die Enge gehört zum Konzept, je mehr Künstler sich auf begrenztem Raum tumeln umso besser. Und dann gucken was passiert, wenn der Schlagzeuger Acrylfarbe ins Auge kriegt. Very interesting druming, indeed.

Das Flugwesen Genossen Bauern, es entwickelt sich.