Plattenteller und Lesesessel II_Black Sabbath, Stooges, Nirvana, Patti Smith u.a.

Plattenteller und Lesesessel II_ Black Sabbath, Stooges, Nirvana, Patti Smith u.a.

Das sind einige der Dinge, die mir im Moment die Zeit verkürzen. Und Berliner Weisse Waldmeister aufm Balkon, natürlich. In einem früheren Post zu “Jerry Lee Lewis Live im Starclub” hatte ich schon bemerkt, dass ich gerne Liveplatten höre und -yeah, Schallplatte – ansehe. Hier nun ein paar Neuerwerbungen:

The StoogesHave some Fun, Live at Ungano’s ist eine neuere Erscheinung von 2010, die Band spielte drei Abende im August 1970 in New York, als Release-Konzerte für das Studioalbum “Fun House“. Eine für die  besten Jahre des Rock typische Anekdote geht so,  dass die Stooges kurz vor den Ungano Auftritten ihren Bassisten, wegen chronischer alkohol- und drogeninduzierten Unterperformance aus der Band warfen und der Roadie Zeke Zettner den Bass übernahm. Nur hatte Zeke ein ausuferndes Heroin-Problem, so dass er schon Ende 1970 von Jimmy Recca ersetzt wurde. Zeke starb 1973 an einer Überdosis. Überhaupt gab es bei den Stooges ein reges kommen und gehen, aber bei einer Band, die den Punk erfunden hat, muss das so sein – das ist ein viel zu große Aufgabe für einen allein. Die Aufnahme hat maximal Bootleg Qualität und ist eher was für Liebhaber der historischen Aufnahme. Schlimmer klingt nur eine bulgarische Pressung von Dimitroffs Verteidigungsrede im Reichstagsbrandprozess. Selbst für 1970 echt beschissen aufgenommen, man muss dazu natürlich sagen, dass die Stooges 1970 eine gelinde gesagt unbekannte Band waren. Ganz anders  die folgenden Jungs:

The Who, Live at Leeds ist ein Klassiker! Im Februar 1970 an der Universität Leeds aufgenommen, gehört es sicher zu den besten Live Alben im Rock Genre. Mich erinnert es an hippieske und damit meine ich echt hippieske! Abende in unserern Jenaer Studentbuden Mitte der Neunziger. Ich glaube die modernste Platte, die da rumlag war Experimental Jetset von Sonic Youth. Ansonsten nur crazy shit aus den 60ger und 70er Jahren: Arthur Brown, Pink Floyds Ummagumma,  The Can, Eric Burdon and War, Iron Butterfly undso.

Und damit sind wir bei Sonic Youth, Daydreamer Nation, 5te Platte der Band, 1988 veröffentlicht, wollt ich schon immer haben. Einfach eine geile Band, immernoch. Spielen in einer eigenen Liga von künstlerischem Anspruch, Musikalität, Einstellung und Zerstörungswillen. Das das Cover vom deutschen Maler Gerhard Richter, einem der teuersten Gegenwartsmaler, gestaltet wurde, macht das Album sicher zu einem herausragenden Ereignis – akkustisch und haptisch.

Public Enemy, Fear of a black planet. Bin ja kein großer Hip Hop Hörer, aber vor ein paar Jahren hat mir mal ein befreundeter Rapper seine “Muss man Kennen” Alben mal auf USB-Stick gemacht, voll legal – und eben da war auch das Public Enemy Album drauf. Das habe ich dann über  Monate im Ohr durch Neukölln getragen. Auch für Rocker keine Zeitverschwendung, weil radikal und ein psychedelisches Sampling-Inferno.

Patti Smith Group, Easter. Das kommerziell erfolgreichste Album Patti Smtih’ wurde 1978 veröffentlicht. Das Lied Because the night, das sie zusammen mit Bruce Springsteen schrieb, wurde geradezu ein Hit. Der einzige in ihrer Karriere, soweit ich sehe. Die Songs des Albums rangieren zwischen rotzig-punkig bis popig-katebushig. I like!

ACDC, If you want blood. Ist ein Livealbum von ihrer 1978er Welttournee (größtenteils in Glasgow aufgenommen) und das einzige Livealbum mit Bon Scott. Dem Bon Scott. Dem “Are there any virgins in Glasgow?” Bon Scott.

Black Sabbath, Master of reality. Das dritte Studioalbum der Band von 1971, voller Sabbath Sound. Heute noch einflußreich in der Stoner-Rock Szene und im Andromeda Nebel. Es hält sich ja hartnäckig die Behauptung, dass das dritte Album einer Band meist mit den ersten beiden nicht mithalten kann, weil entweder der Sound verbraucht ist und nichts neues kommt, oder man mit viel Labelkohle voll die überproduzierten Alben macht, die dann meist im Streichereinsatz  untergehen. Bei Black Sabbath ist das durchaus anders, ich denke, dass die mit Master of reality ihren typischen Sound zu voller Blüte gebracht haben.

Freddie Hubbard, Amiga Jazz, coolster Jazz Trompeter nach Miles Davis. Hab die Diskographie im  mp3-Format. Die Amiga Jazz Veröffentlichungen haben immer einen ganz eigenen Blick auf den Künstler und da sind dann durchaus auch Raritäten dabei. Gerne frühmorgens oder spätabends.

Nirvana, Live San Diego 1994, Bootleg, dass die Atmo gut einfängt und einen daran erinnert, dass Nivana, trotz des Erfolgs, echt Punk waren. Qualität, naja, besser als bei den Stooges, aber klingt immer noch wie durch die Wand gespielt. Aber hey, das sind NIRVANA!! Und von der Scheobe soll es nur 500 Kopien geben – wers glaubt.

Lesen tu’ ich im  Moment auch: Isaak Babel, Budjonnys Reiterarmee. Die Kurzgeschichten erzählen eher unzusammenhängende Episoden aus dem Sowjetisch-Polnischen Krieg 1919-21, indem Babel mit Budjonnys Erster Reiterarmee unterwegs war. Eine echt knallharte Schilderung, völlig Romantik- und Propagandafrei, gibt einen Einblick in den quälenden und derben Alltag der Soldaten, jenseits des heroischen Kampfgeschreies all derer, die nicht dabei waren. Später vielleicht mal mehr dazu.