Jeder, der bei einem kleinen Verlag veröffentlicht hat weiß es und der Rest der Menschheit ahnt es: die Büchertische der Buchhandlungen sind meist den „Großkopferten“ der Spiegel-Bestsellerliste vorbehalten. Umso mehr freut es mich, dass ich den Besitzer der Buchhandlung „Shakespeare and Company“ in Berlin-Wilmersdorf bequatschen konnte und er sich bequatschen ließ, mein Buch zwischen diejenigen der Murikamis, Boyles und Kehlmanns zu legen. Nicht ganz umsonst natürlich, denn im Tausch sozusagen habe ich „Die Verwandlung der Welt“ von Jürgen Osterhammel gekauft. Ein Ziegelstein von einem Buch.
Aber „Shakespeare and Company“ ist die Art Buchhandlung für die es sich lohnt sich vom Stuhl zu erheben und den „Kunden, die X gekauft haben, haben auch Y gekauft und Z auch und alles wieder zurückgeschickt“ Quatsch mal zu lassen, denn ich schwöre, dass derjenige, der ein Buch bei Shakespeare kauft, locker das danebenstehende auch kaufen würde, wenn er die Kohle hat.
Auch die Namensgeschichte hat Charme, weil der Name, wie sich es in der Literatur und den angeschlossenen Funkhäusern gehört, geklaut/entlehnt ist. Entlehnen gehört zum Handwerk, man muss nur von den Guten entlehnen, das macht den Unterschied.
Der Besitzer hat den Namen einer englischsprachigen Buchhandlung in Paris in der Zwischenkriegszeit entlehnt. Die war Anlaufpunkt wichtiger Autoren wie D. H. Lawrence, Ernest Hemingway, Ezra Pound, T. S. Eliot, André Gide, Gertrude Stein u.a.. Sylvia Beach, Besitzerin des „Shakespeare and Company“ hatte auch das offenbar finanziell zweifelhafte Vergnügen James Joyces Roman Ulysses zu verlegen, nach dem der keinen Verlag für sein Werk finden konnte. So steht die Sache also um den größten Roman des 20 Jahrhunderts – keinen Verlag gefunden und eine Buchhandlung fast ruiniert.
Hoffen wir, dass „Shakespeare and Company“ seine Gutmütigkeit dem Denunzianten gegenüber nicht bitter bezahlen muss.