Karel Capek: Krieg mit den Molchen

Karel Capek, Krieg mit den Molchen

Wer hat das Wort “Roboter” erfunden? Richtig, Karel Capek aus der Chechoslowakei. Er verwendet es erstmalig in seinem Theaterstück R.U.R. Hergeleitet aus dem slawischen Wort Robota. Fronarbeit. Vor ein paar Tagen hätte ich das auch nicht gewusst. Aber dazu ist der Mensch ja da, um zu lernen und zu lehren. Naja, und um zu saufen.

Also, Karel Capeks, Krieg mit den Molchen. Ich bin ja der Typ Sci-Fi nur als Hörspiel und dann nur die Klassiker: Lem, Asimov, Adams, Vonnegut, Huxley und so. Und so wäre es auch geblieben, wenn ich im Tran den Capek nicht mit dem Hasek verwechselt hätte, aber so war es. Und das ist gut. Denn der Krieg mit den Molchen ist einfach dufte. Das Buch ist witzig, es ist klug, es ist gut geschrieben und komponiert. UND am Ende gewinnen die Molche. Naja, nee, leider nicht. Das Ende ist eher offen und, und das war interessant, am Ende des Romans unterhält sich der Autor in einem fiktiven Gespräch mit einer anderen Person, darüber, ob und wie nun Mensch oder Molch den Krieg gewinnen sollen.

Kurz der Inhalt: Alter Kapitän findet auf einer Südsee-Insel eine unbekannte und scheinbar lernfähige Molchart. Beginnt diese im Tausch gegen Perlen, die die Molche für ihn vom Meeresgrund holen, mit Messern und Harpunen zur Haiabwehr auszurüsten. Schlägt einem tschechischem Großindustriellen vor, mit dessen Geld die Molche auf anderen Südsee-Inseln anzusiedeln und sie auch dort die Perlen für sie ernten zu lassen. Im Austausch gegen Messer, Werkzeuge usw. So breiten sich die Molche in der Südsee aus. Bald gibt es Gerüchte, dann Zeitungsnachrichten über die intelligenten Molche. Ein paar werden gefangen und in Zoos gesteckt. In einem bemerkt ein Wärter, dass der Molch anfängt Worte und Sätze wiederzugeben, die er tagsüber von den Besuchern hört. “Ist der häßlich” und so. Jedenfalls beginnt der Wärter sich mit dem Molch zu unterhalten und ihm aus der Zeitung vorzulesen und der Molch lernt, ich glaube, es war Englisch.

Karel Capek, um ca. 1938

Eine Molchbörse wird gegründet und die armen Geschöpfe als Unterwasserarbeiter im großen Stil in alle Welt verkauft. Sie bauen Häfen, künstliches Festland und werden als Soldaten ausgebildet. Ihre Anzahl steigt und übertrifft bei weitem die Zahl der Menschen. Die Wirtschaft wächst, die ersten Molche verlassen die Universitäten, man diskutiert den Molchen Grund- und Menschenrechte zuzugestehen. Aber irgendwann kommt es zu massiven Unterwasserexplosionen und merkwürdigen Vulkanausbrüchen. Dann knackt ein altes Radio und der Chefmolch fordert über UKW die Menschen freundlich auf, sich aus bestimmten Küstenregionen zurückzuziehen, da man sie zu sprengen gedenke, um Lebensraum für die sich immens vermehrende Molchpopulation zu gewinnen. Es tue den Molchen schrecklich leid, wenn dabei Menschen zu Schaden kämen, man wolle die Opfer so gering wie möglich halten, aber es müsse nun mal sein, sie seien einfach zu viele. Und, naja, gegen die unterirdischen bzw unterseeischen Explosionen mit dem den Menschen langsam aber sicher das Festland abgegraben wird, ist kein Kraut gewachsen. Apropos, Kraut, das Buch ist 1936 geschrieben, und deshalb bekommen wir Deutschen natürlich auch unser Fett weg. Denn für uns ist völlig klar, dass der deutsche Molch ein “Nordmolch” ist und in enger Verbindung zum “Urmolch” stehend von ganz anderer Qualität als die degenerierten welschen und Händlermolche ist.

Wie gesagt, die Sache wird nicht bis zum Ende ausgefochten, aber zur Halbzeit lagen die Molche, meiner Meinung nach, uneinholbar vorn. Lehrreiche Geschichte darüber, wie die   Gier und Verwertungssucht dem Menschen eines Tages den Stuhl unterm Arsch wegsprengt.