Wolfgang Koeppen, Tauben im Gras.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ein grandioses Buch! Ein Buch, das die unmittelbare Nachkriegszeit erlebbar macht. In vielen mehr oder weniger verbundenen Einzelgeschichten montiert „Tauben im Gras“ ein beeindruckendes Panorama einer bayerischen Stadt der Ende 40iger Jahre. Die Handlung beschreibt einen einzigen Tag aus der Perspektive einer Vielzahl von Personen aus den unterschiedlichsten Milieus. Der Reich-Ranicki (aus dessen Biografie ich den Tipp habe) hat den Kloepper ja geliebt, hat dessen Gesammelten Werke herausgegeben und sich für Koeppen eingesetzt. Ich kenne bisher nur „Tauben im Gras“ aber es ist, wie gesagt, ein Knaller. Von der Kritik als erster Teil einer „Triologie des Scheiterns“ (Das Treibhaus, Tod in Rom) und als sein bestes Buch gefeiert.
Die besiegten Deutschen – so unterschiedlichen Gestalten, die sich auf so unterschiedliche Weise beladen und ums Leben und Überleben kämpfend durch eine zerstörte und besetzte Stadt schleppen.
Die Besatzer – die ihr eigenes Bündel tragend mit den Besiegten arrangieren und einlassen müssen. Die Verwirrungen und Missverständnisse die zwischen Besiegten und Siegern enstehen. Überhaupt scheint sich jede Figur angstvoll ungläubig durch die Ruinen zu tasten, fortwährend darum bemüht zu verstehen, was um sie herum eigentlich vorgeht. Immer darauf bedacht die nächsten Bewegungen der Anderen vorherzusehen. Immer erstaunt wer noch so durch die Trümmer saust. Das Alte, das Bekannte im Kriegsfeuer verbrannt, das Neue noch unsicher und gefährtet.
Wird sicher nicht das letzte Buch sein, was ich von Wolfgang Koeppen gelesen haben werde. Nach den Romanen hat er relativ viele Reiseberichte geschrieben.